An der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg schätzt man TOPSIM-Planspiele schon lange als anwendungsorientierte und effiziente Lehrmethode. Daher gibt es an der OTH Regensburg nicht nur das Modul „Unternehmensplanspiel“, sondern mit Sabine Jaritz auch eine Professorin, die eigens für diesen Fachbereich berufen wurde. Seit neun Jahren setzt Frau Prof. Dr. Jaritz in ihren Kursen TOPSIM-Planspiele wie Mastering General Management ein und hat uns alles darüber verraten, wie sie das Planspiel erfolgreich durchführt, um für ihre Studierenden den größten Lerneffekt zu erzielen.
Mastering General Management als fester Bestandteil des Curriculums
An der Fakultät Betriebswirtschaft, die Platz 2 im aktuellen deutschlandweiten CHE-Ranking in ihrer Fachrichtung erreicht hat, profitieren mehrere Studiengänge von dem Einsatz von Business Simulationen. Für die Bachelorstudierenden im Studiengang „Betriebswirtschaft“ ist das Unternehmensplanspiel im 4. oder 5. Semester und im Studiengang „Europäische Betriebswirtschaft“ im 7. Semester fester Bestandteil des Studienplans. Bei Mastering General Management schlüpfen sie in die Rolle von Unternehmer*innen, die Kopiergeräte herstellen und verkaufen. Dabei wenden sie ihre theoretischen Kenntnisse der Unternehmensführung praktisch an.
Bei einer vorbereitenden Kick-off-Veranstaltung mit allen 150 Teilnehmenden stellen Frau Prof. Dr. Jaritz und ihre Kollegen Prof. Dr. Michael Höschl und André Philipps das Planspiel samt Teilnehmerhandbuch vor und geben technische und theoretische Inputs. Da das Verständnis des Handbuchs essenziell für ein erfolgreiches Planspiel ist, wird es in einem Open-Book-Lesetest sogar konkret abgefragt. Auch Erklärvideos zu den einzelnen Unternehmensabteilungen und das haptische Bilanz-Planspiel SEED kommen bei dieser Einführung zum Einsatz. Bevor das Spiel beginnt, machen die Studierenden außerdem in einer Online-Umfrage Angaben zu ihren persönlichen Kompetenzen und fachlichen Neigungen. Anhand dieser Informationen stellen die Dozierenden ausgewogene Teams zusammen, die alle Aufgabenbereiche abdecken.
Semesterbegleitendes Seminar mit intensivem Coaching
Nach einer unbewerteten Proberunde treffen sich die Teams, aufgeteilt auf sieben bis acht Kurse und die drei Dozierenden, einmal pro Woche zur regulären Seminarzeit. Diese besteht aus einer Theorieeinheit, einem Quiz zu den Inhalten der vorigen Woche und einer Spielphase. Hier besprechen die Teams ihre Strategien, erstellen Excel-Tabellen zur Berechnung ihrer Produktivitäten und anderer Kennzahlen, treffen Entscheidungen und werden dabei von den Dozierenden intensiv gecoacht. Dieses Coaching hat unter anderem das Ziel, dass die Studierenden fundiert an das Spiel herangehen und sich nicht nur auf ihr Bauchgefühl verlassen. Zum Ende des Seminars veranstaltet jeder der sechs Kurse seine eigene Hauptversammlung, bei denen die Teams Abschlusspräsentationen über ihr Unternehmen halten und sich den Fragen ihrer Aktionär*innen – gespielt von den Seminarleiter*innen und anderen Studierenden – stellen müssen.
Warum setzt die OTH Regensburg auf Mastering General Management?
Mastering General Management, unsere meistgespielte Management-Simulation, ist für diese Veranstaltung laut Prof. Dr. Jaritz das richtige Planspiel, weil es den fortgeschrittenen Studierenden ein Niveau bietet, das ihren Fähigkeiten und Vorkenntnissen entspricht.
Im Spiel lernen die Studierenden, einen Gesamtüberblick über die Zusammenhänge in ihrem Unternehmen und auf ihrem Markt zu entwickeln, werden jedoch nicht gleich zu Beginn mit einer Fülle an Entscheidungsmöglichkeiten überfordert.
Was das Planspiel besonders geeignet macht, ist der ganzheitliche Ansatz, aber auch, dass es eine gewisse Komplexität hat. Das kann man wirklich ein ganzes Semester spielen, es fängt leicht an und steigert sich stetig, was glaube ich sehr wertvoll ist.
Stau vorm Hochschulkopierer dank kreativer Zusatzaufgabe
Für ein abwechslungsreiches Seminar haben Prof. Dr. Jaritz und ihre Kollegen einige Zusatzaufgaben zum Planspiel entwickelt. Zum Beispiel erstellen die einzelnen Teams je ein kurzes Werbevideo, das die Alleinstellungsmerkmale ihres Unternehmens vermarkten soll. Lachend erzählt uns Prof Dr. Jaritz von den Herausforderungen der Dreharbeiten:
Letztens haben wir schon eine Beschwerde von der Bibliotheksleitung bekommen, weil dort zahlreiche Teams nacheinander die Kopierer blockiert haben. Denn natürlich wollten alle dort ihr Video drehen. Das haben wir so nicht bedacht.
Diese kreative Aufgabe sorgt nicht nur für praktische Marketing-Erfahrung und Spaß bei den Studierenden, sie hat sogar einen Einfluss auf den Verlauf des Planspiels. Denn die Dozierenden lassen die Videos von den anderen Kursteilnehmenden bewerten und passen die Bekanntheitsgrade der Unternehmen dementsprechend an. Ansonsten greifen sie nicht manuell in die Simulation ein. Durch das intensive persönliche Coaching sei das meistens gar nicht nötig, meint Prof. Dr. Jaritz. Außerdem wäre dies auch nicht fair, denn das Planspielergebnis fließe schließlich in die Note ein.
Notenbildung durch Portfolio-Prüfung
Diese Note basiert am Ende auf einer Portfolio-Prüfung, die zu 50 % aus einer schriftlichen Klausur und zu 50 % aus Punkten besteht, die im Verlauf des Planspiels gesammelt werden. Punkte vergeben Prof. Dr. Jaritz und ihre Kollegen zum Beispiel für das Werbevideo, die Abschlusspräsentation, die Verbesserung des Aktienkurses im Vergleich zur Vorperiode und ein gutes Endergebnis im Planspiel. Die erreichten Punkte werden den Studierenden laufend mitgeteilt. So gehen sie noch motivierter an das Planspiel heran.
Teamarbeit und Spaß für die Teilnehmenden
Generell ist das Feedback der Teilnehmenden sehr positiv. Das Planspiel-Seminar stellt für sie eine willkommene Abwechslung zu den oftmals theoretischen Veranstaltungen aus den vorangegangenen Semestern dar. Die Studierenden freuen sich über die Teamarbeit, die nicht nur Organisationsfähigkeiten verbessert, sondern auch gemeinschaftliche Erfolgserlebnisse schafft. Darüber hinaus können die Studierenden im Planspiel selbst aktiv werden, mit Spaß lernen und ihr Wissen in der Praxis anwenden. Das fördert die Transferleistung der Teilnehmenden und ermöglicht ein ganzheitliches Denken über Abteilungsgrenzen hinweg.
Ich bin ein großer Freund von Game-based-Learning-Ansätzen. Ich nutze auch Lego, andere Spielideen und alles, was irgendwie gamifiziert ist. Da gehört ein Planspiel natürlich dazu. Ich bin überzeugt, dass man dadurch durchaus anders lernt als in einer klassischen Vorlesung. Sehr wohl glaube ich, dass ein Planspiel eine Vorlesung nicht ersetzt, aber eine wertvolle Festigung von Wissen bietet.
Dank dieser didaktischen Vorteile und der starken, positiven Resonanz auf das Modul plant die betriebswirtschaftliche Fakultät der OTH Regensburg das Unternehmensplanspiel weiterhin fest in ihre Lehre ein. Wir freuen uns, mit unserer Simulation Mastering General Management an dieser spannenden Veranstaltung beteiligt zu sein, und bedanken uns herzlich bei Frau Prof. Dr. Jaritz für das aufschlussreiche Interview.