In den vergangenen Semestern wurden die TOPSIM – Planspiele an der Technischen Universität Chemnitz stets im Block-Format gespielt. Dieses Semester gab es jedoch eine Neuerung – und zwar nicht nur aufgrund der Corona-Krise. Mike Rudolph von der TU Chemnitz erklärt in diesem Artikel, welche Vorteile semesterbegleitende Seminare haben und wie Online-Lehre mit Planspielen funktioniert hat.
Sechs Wochen lang spielten die Bachelor-Studierenden der TU Chemnitz in diesem Sommersemester TOPSIM – General Management im Pro-Szenario. Von einem erneuten Block-Unterricht wollte man absehen und hat sich, bereits vor Eintritt des Corona-Lockdowns, für eine semesterbegleitende Lehre entschieden. Die Block-Seminare waren in Präsenz innerhalb einer Woche zwar stramm durchgezogen, kollidierten aber auch oft mit anderen Veranstaltungen der Studierenden.
Dazu kam die Corona-Krise: konnte man in Präsenz acht Stunden am Stück zusammen spielen und diskutieren, würde eine ganze Woche vor dem PC doch zu anstrengend? Auf das Semester verteilt ermöglicht das Planspiel den Studierenden mehr Freiraum, Flexibilität sowie eine bessere Organisierbarkeit.
Der Ablauf
Am Planspiel können die Studierenden der Bachelorstudiengänge Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsingenieurwesen und Wirtschaftsinformatik (wahlweise) teilnehmen. Das Planspiel wird im vierten Semester gespielt, rund 60 Studierende nahmen teil. Um das Planspiel auch online gut organisieren und durchführen zu können, gab es zunächst eine Einführungsveranstaltung für alle Teilnehmenden, in welcher unter anderem die Cloud vorgestellt wurde. Danach spielten Teams à 4 Studierende über 6 Wochen.
Die Spielzeit wurde bewusst von 8 auf 6 Perioden verkürzt. Das sei zwar schade, da die letzten beiden Perioden den Aktienkurs nochmal verbessern können – als digitale semesterbegleitende Variante aber schlichtweg zu langwierig.
Zu den Planspielperioden gab es Zusatzaufgaben, wie ein Strategiekonzept zu Beginn des Spiels, eine Marketingkampagne während der 4. und 5. Periode und eine Hauptversammlung am Ende des Spiels. Das alles gelang online durch ein uni-internes digitales Tool, das unter anderem virtuelle Klassenzimmer bietet, in denen sich Gruppen unabhängig treffen können. Hierüber haben auch die Auswertungen stattgefunden. Zusätzlich gab es feste Termine mit der Seminarleitung, um gegebenenfalls Fragen zu klären.
Die Bewertung
Das Team rund um Mike Rudolph nutzt für die interne Bewertung eine eigene Excel-Tabelle, in der verschiedene Werte wie Aktienkurs oder Mitarbeiterauslastung eintragen werden. Für die Studierenden der Wirtschaftswissenschaften ist das Planspiel lediglich eine unbenotete Studienleistung. Angehende Wirtschaftsingenieurinnen und -ingenieure müssen nach Ende des Planspiels noch einen Bericht abgeben, der dann in die Note einfließt.
Ausblick
Das Feedback der Studierenden war im Großen und Ganzen positiv. Die Präsenzlehre wünsche man sich wieder zurück, allerdings sei der Schritt hin zu einem semesterbegleitenden Format richtig gewesen. Hier konnte man sich für die Entscheidungsfindung mehr Zeit nehmen und sich intensiver mit dem Planspielseminar auseinandersetzen. Vermutlich wird das Seminar auch in Zukunft semesterbegleitend stattfinden.
TOPSIM – General Management passt gut in diesen Abschnitt des Studiums, da dort alle Inhalte aus den Grundveranstaltungen gebündelt angewendet werden konnten. Im Moment wird überlegt, zusätzlich noch ein weiteres Planspiel einzusetzen. TOPSIM – easyManagement als Einsteigerplanspiel direkt im ersten Semester könnte für ein besseres Kennenlernen und mehr Motivation sorgen.
Und auch wenn während Corona dank digitaler Tools vieles durchführbar ist, wünscht sich Mike Rudolph dennoch die Präsenzlehre zurück – zumindest für die Einführungs- und Abschlussveranstaltungen. Hier kann die Organisation noch so gut sein, den persönlichen Kontakt mit den Studierenden ersetzen virtuelle Klassenzimmer nicht.
Herzlichen Dank an Mike Rudolph für den Einblick in das Corona-Planspiel-Semester an der TU Chemnitz. Wir freuen uns auf zukünftige Erfahrungsberichte!