Prof. Dr. Stephan Form von der Hochschule Bremen (HSB) setzt TOPSIM-Planspiele bereits seit 2012 in seiner Lehre ein. Mit Bachelorstudierenden im 7. Semester spielt er unser kompetitives Industrieplanspiel Mastering Business Operations. Bevor die Studierenden in der Simulation die Geschäftsführung eines Unternehmens übernehmen, werten sie die Datenbestände bereits abgeschlossener „Mastering Business Operations“ Spiele der HSB aus. Dazu setzen sie Business–Intelligence–Tools ein. Die Studierenden entwickeln dadurch ein Gespür für betriebswirtschaftliche Größen und Zusammenhänge. Sie erkennen, was sie im Verlauf des Planspiels erwartet und wie sie ihre erworbenen Kenntnisse aus den übrigen curricularen Modulen anwenden und miteinander verknüpfen können.
Rahmenbedingungen und Ablauf
Drei Kohorten mit je 35 Studierenden des grundständigen Studiengangs Betriebswirtschaft sowie des Dualen Studiengangs Betriebswirtschaft nehmen pro Semester an der Modulveranstaltung „Informationssysteme im Controlling“ teil. Die Besonderheit des Moduls besteht darin, dass die Studierenden in zwei Teilen agieren. In der ersten Semesterhälfte sind sie als Unternehmensberatende tätig und entwickeln eine BI-Applikation. Neben „Microsoft Excel“ kommen dabei auch Business-Intelligence-Tools wie „Microsoft Power BI“, „Corporate Planning“ oder „QlickView“ zum Einsatz. Mithilfe der Software werten die Teilnehmenden die Datenbestände bereits durchgeführter Planspiele aus. Aus den empirischen Daten suchen sie Korrelationen betriebswirtschaftlicher Größen zusammen. Sie arbeiten in Expertengruppen mit fünf bis sechs Studierenden pro Team an einer Lösung für die Ressorts Strategisches Management, Marketing & Vertrieb, Beschaffung & Produktion, Personal, Finanzen sowie für das Ressort Kosten, Erlös & Erfolg.
In der zweiten Semesterhälfte ziehen die Studierenden ihre BI-Applikation zur Unterstützung ihrer Entscheidungen im Planspiel heran. Sie bilden neue Teams, wobei jedes Teammitglied aus einer der Expertengruppen stammt. In der Rolle des Unternehmensvorstands treffen sie Entscheidungen in den unterschiedlichen Ressorts, mit denen sich die Expertinnen und Experten in der ersten Semesterhälfte bereits intensiv befasst haben.
Ziele des Moduls
„Mastering Business Operations“ zeichnet sich dadurch aus, dass die Teilnehmenden von Anfang an mit einem enormen Informationsüberfluss und einer hohen Entscheidungskomplexität konfrontiert werden. Der Aufbau der Modulveranstaltung ermöglicht es den Studierenden, das nötige betriebswirtschaftliche Wissen aufzuarbeiten, das die anspruchsvolle Management-Simulation voraussetzt. Entsprechend ihres Ressorts im Vorstand definieren die Studierenden ihre strategischen Ziele selbst und beschaffen sich die nötigen Informationen, die sie später für ihre Teilnahme am Planspiel benötigen. Dies trainiert den Umgang mit BI-Lösungen und garantiert, dass die Teilnehmenden anschließend fundierte Entscheidungen bei der Unternehmensführung treffen, statt aus dem Bauch heraus zu entscheiden.
Durch die Analyse früherer „Mastering Business Operations“ Spiele verinnerlichen die Studierenden das Zahlengerüst, erkennen übergreifende Zusammenhänge innerhalb unterschiedlicher Disziplinen und lernen die Reagibilität der Größen zueinander abzuschätzen. Die Studierenden realisieren, dass alles miteinander zusammenhängt. Das Planspiel hilft ihnen dabei, ihre erlernten Kompetenzen aus den vorherigen Modulen zu kombinieren und praxisnah anzuwenden.
Die Vorteile des Planspiels
Aufgrund der hohen Komplexität von „Mastering Business Operations“ sind Studierende anfangs häufig orientierungslos und überfordert. Je intensiver sie sich mit den Inhalten und Herausforderungen auseinandersetzen, desto erfolgreicher werden sie im weiteren Verlauf des Planspiels. Sie beginnen sich die Sachverhalte gegenseitig zu erklären, funktionieren immer besser als Team und erreichen ihre Ziele. Nach den ersten Planspielperioden beginnt das Unternehmen meist zu wachsen, wird profitabel und verzeichnet wirtschaftliche Erfolge. Außerdem lernen Studierende laut Prof. Dr. Form bei ihrer Teilnahme am Planspielseminar mit einer klar erkennbaren Korrelation zwischen Aufwand und Erfolg – sie erkennen, dass es sich lohnt, Leistung zu zeigen. Ihre Lernerfolge spiegeln sich von Periode zu Periode in den immer positiver werdenden Ergebnissen im Planspiel wider.
Für Studierende im 7. Semester mit dem Schwerpunkt Controlling würde ich kein anderes Planspiel als „Mastering Business Operations“ wählen, da es für sie im höchsten Maße geeignet ist. Es hat die höchste und für diesen Zweck geeignete betriebswirtschaftliche Tiefe. Es zeigt wunderbar die Zusammenhänge der verschiedenen betrieblichen Teilfunktionen Erlös, Kosten, Erfolg und Finanzen auf.
Bewertung
Die Teilnahme an der Modulveranstaltung „Informationssysteme im Controlling“ wird anhand von zwei Prüfungsleistungen bewertet. Bei einer Gruppenpräsentation stellen die Studierenden zunächst die Ergebnisse der von ihnen entwickelten BI-Applikation vor. Sie erläutern unter anderem das zugrundeliegende betriebswirtschaftliche Modell, welche Datenquellen sie verwendet haben, wie das Datenmodell aussieht und welche Kennzahlen sie verwendet haben. Außerdem stellen sie das erarbeitete Dashboard und die Auswertung ihrer Analyse vor.
Der zweite Prüfungsbestandteil basiert auf den Ergebnissen des Planspiels. Zu Beginn setzen die Studierenden ihre Ziele als Unternehmensvorstand selbst. Für die fünf Größen Umsatz, Jahresüberschuss, Cashflow, Mitarbeiterzufriedenheit und Ökologieindex legen sie Werte fest, die sie erreichen möchten. Im Verlauf des Planspiels arbeiten sie dann an der Erreichung ihrer selbst gesetzten Ziele. Dabei müssen sie sich immer wieder an wirtschaftliche Veränderungen und an das Vorgehen der konkurrierenden Teams anpassen. Anhand von Toleranzschwellen in Bezug auf die prozentuale Abweichung zu ihren Zielen wird ihre Leistung nach der letzten Planspielperiode bemessen.
Die Reaktionen der Studierenden auf die Vorstellung des zweiten Prüfungsbestandteils sind meist Aussagen wie: „Woher sollen wir das denn wissen?“ oder „Woran sollen wir uns da orientieren?“. Im Verlauf des Planspiels erkennen sie allerdings, dass sie Möglichkeiten haben, aktiv zu steuern und einzugreifen. Viele setzen ihre eigenen Ziele sehr moderat, um ihrer Ungewissheit entgegenzuwirken. Davor warne ich jedoch, da dies häufig zu Luxusproblemen führt. Sie erwirtschaften nicht selten einen Jahresüberschuss, der viel höher ist als das selbst gesteckte Ziel.
Ausblick
Prof. Dr. Form wird „Mastering Business Operations“ auch in den kommenden Semestern in der Modulveranstaltung „Informationssysteme im Controlling“ einsetzen, um den Bachelorstudierenden im 7. Semester die Möglichkeit zu bieten, ihre betriebswirtschaftlichen Kenntnisse aus den anderen curricularen Modulen miteinander zu verknüpfen und im Planspiel praxisnah anzuwenden. Im Rahmen einer Veranstaltung des europäischen Hochschulkonsortiums STARS EU bereitet er aktuell zudem ein Seminar mit unserem Gründungsplanspiel Startup Essentials vor, an dem voraussichtlich neun europäische Hochschulen teilnehmen werden.
Außerdem plant die HSB ein Kooperationsprojekt mit einer Weiterbildungsinstitution. Junge Akademiker*innen werden gemeinsam mit erfahrenen Fachkräften ohne akademische Qualifikationen unser einsteigerfreundliches Planspiel Management Essentials spielen. Interessant ist dabei, wie die Teilnehmenden bei dieser innovativen Konstellation miteinander harmonieren und gemeinsame Entscheidungen treffen werden. Wir bedanken uns bei Prof. Dr. Form für die Einblicke in seine Lehre und wünschen ihm und seinen Studierenden weiterhin viel Spaß und lehrreiche Erfahrungen mit unseren Planspielen!
Verwendete Quellen
¹ Was ist Business Intelligence (BI)? (2023, 11. Juli). Tableau Software, Inc. https://www.tableau.com/de-de/learn/articles/what-is-business-intelligence