Gerade jetzt in Zeiten der Corona-Krise müssen viele Universitäten und Hochschulen auf Online-Konzepte umsteigen. Die Fachhochschule Kiel hat in Sachen Online- und Distance-Learning bereits viel Erfahrung. Prof. Dr. Gordon Eckardt stellt in diesem Artikel vor, wie Studieren aus der Ferne funktioniert und wie Planspiele in der Online-Lehre eingesetzt werden.
An der Fachhochschule Kiel kann man sich für den Fernstudiengang Bachelor Betriebswirtschaftlehre einschreiben. Studierende aus nah und fern lernen gemeinsam multimedial über verschiedene Online-Kurse. Zudem gibt es Foren und Videokonferenzen, um das Selbststudium zu organisieren. Normalerweise gehört selbst zum Fernstudiengang ein wenig Präsenzzeit, um sich persönlich kennen zulernen, aber auch um beispielsweise Klausuren zu schreiben.
Ab sofort alles online
Seit Corona werden der Fernstudiengang wie die ‘normalen’ Präsenzstudiengänge komplett remote angeboten. Dadurch ist das ‘Beschnuppern’ in der Präsenzlehre leider nicht mehr möglich. Wenn man sich zu Beginn der Seminare persönlich kennenlernt, funktioniert die Kommunikation auch besser. Allerdings gibt es jetzt auch nicht mehr die Chance, sich in den hinteren Reihen des Vorlesungssaals zu vergraben – Herr Eckardt berichtet, dass es viel persönlicher ist, wenn in den Online-Meetings jeder durch seine Webcam sichtbar ist.
Mit Moodle, einem Lern-Management-System, deckt die Fachhochschule einen Großteil ihrer Online-Arbeit ab. So können Studierende in Foren und Wikis stöbern oder sich über Gruppenarbeiten austauschen. Auch Zoom oder Adobe Connect werden genutzt, um zu kommunizieren.
Wie laufen Planspielsemiare remote ab?
Im vierten Semester des Online-Studiengangs beziehungsweise im fünften des ‘normalen’ Studiengangs bildet TOPSIM – General Management den sogenannten Capstone des Studiums. Das Planspiel rundet das Studium ab, da es alle Bereiche der Lehre abdeckt und diese zusammengeführt im Spiel angewendet werden können.
10-20 (online) beziehungsweise 80-130 (normal) Studierende nehmen am Planspiel teil. Gerade jetzt im Online Format wird noch stärker darauf geachtet, die einzelnen Teams mit nie mehr als 4 Mitgliedern zu besetzen, um die Abstimmungen über die Entfernung zu erleichtern. Im Planspiel bekommen die Studierenden zu Beginn eine Proberunde, um sich im Spiel einzufinden. Im ‘richtigen’ Spiel müssen dann innerhalb eines bestimmten Zeitplans die Entscheidungen getroffen werden, danach gibt es für die Teams ein Feedback per Mail über die Ergebnisse und das Ranking, außerdem wird auf Problemfelder eingegangen. Zusätzlich gibt es Videokonferenzen im Seminar. Hier können sich dann die Gruppen zeitweilig in “Breakout-Rooms” begeben und die Seminarleitung kann, ähnlich wie im Präsenzunterricht, einzelnen Gruppen-Räumen beiträten und diese auch wieder verlassen.
Während der Perioden gibt es Zusatzaufgaben, wie Zwischenreflexionen, SWOT-Analysen oder das Ausarbeiten einer Strategie. Diese muss auch vorgestellt werden – jetzt über Adobe Connect oder Zoom statt im Seminarraum vor Ort. Die Aufgaben und der Spielerfolg machen 50% der Gruppenleistung aus, dazu kommt eine Zwischenklausur als Einzelleistung. Das ganze Modul wird schlussendlich auch benotet.
Herausforderungen und Vorteile
Durch die Erfahrung des Online-Studiengangs sieht Herr Eckardt keine großen Herausforderungen, die ‘normale’ Lehre auch online zu gestalten. Es klappe besser als erwartet, da die Studierenden entspannt der neuen Situation gegenübertreten. Insgesamt sei alles viel dynamischer. Auch zum Umstieg auf die TOPSIM – Cloud rät er. Hier müsse man sich zwar ein wenig umgewöhnen, aber es mache alles komfortabler, da die Studierenden selbstständig arbeiten können. Für alle Lehrenden, die sich neu mit Online-Lehre beschäftigen, empfiehlt Gordon Eckardt: “Einfach entspannt drauf einlassen!”
Wir bedanken uns herzlich für den Einblick in die Online-Lehre und freuen uns auch zukünftig auf erfolgreiche neue Konzepte und Projekte!