An der bbw Hochschule in Berlin musste die Lehre im März durch Corona auf digital umgestellt werden. Doch die Hochschule hatte bereits Erfahrung in Sachen virtuelle Veranstaltungen. In diesem Artikel berichtet Prof. Johannes Kirch, wie ein Planspiel von TOPSIM online eingesetzt wurde.
Die Hochschule bot bereits vor Eintritt der Corona-Pandemie viele Veranstaltungen im Online-Format an. Das Sommersemester beginnt dort bereits im März, die vollkommene Umstellung auf Online-Lehre war zu dem Zeitpunkt dann auch kein allzu großes Problem mehr. Mit Programmen wie Webex und Moodle konnten Veranstaltungen stattfinden und sämtliche Dateien und Inhalte über das Netz ausgetauscht werden. Des Weiteren wurden Tools wie Mentimeter oder Kahoot eingesetzt.
Mittlerweile hat sich der Online-Modus bei allen Beteiligten gut eingependelt. Professor Kirch würde sich für das kommende Semester eine hybride Lehrform wünschen, um die Vorteile der Präsenzlehre und digitaler Formate zu verbinden.
Der Planspieleinsatz mit Masterstudierenden
Professor Kirch spielte mit 16 Studierenden das Planspiel TOPSIM – Manufacturing Management, in dem einen mittelständischen Fahrradhersteller simuliert wird. Die Studierenden des vierten Mastersemesters kamen aus den Bereichen International Business Management, Green Business und Gesundheitsmanagement. Bei der Einteilung in die Teams wurde darauf geachtet, möglichst gut ‘durchzumischen’, um eine hohe Diversität an Wissen und Leistung zu erzielen.
Insgesamt 10 Veranstaltungstermine gab es online. Drei dienten zur Vorbereitung, einer zur Nachbereitung und in den restlichen sechs wurden die einzelnen Planspielperioden besprochen. Noch vor Planspielstart hatten die Studierenden die Möglichkeit, aus zwei Zusatzaufgaben zu wählen: Entweder man machte eine SWOT Analyse nach Beendigung des Planspiel oder aber, davor, eine Umwelt- und Marktanalyse. Hierbei sollten die Studierenden den aktuellen deutschen Fahrradmarkt unabhängig vom Planspiel analysieren. Erst nach dieser Analyse wurden die Gruppen eingeteilt.
Erste Aufgabe für die Teams war es, ein Teambuilding-Konzept zu entwerfen, in dem Organisatorisches wie Abstimmungstermine oder die zu benutzenden Tools zu Kommunikation geklärt wurden. Aber auch inhaltliche Schwerpunkte, Rollen, Verantwortlichkeiten, Prozesse der Entscheidungsfindung, Eskalationsschleifen und die gewünschte Kommunikations- und Teamkultur sollten kurz beschrieben werden.
In den Teams folgte dann die zweite Zusatzaufgabe. Wieder konnten die Studierenden wählen: Entweder, sie erstellten ein Marketingkonzept für ihr Unternehmen, oder sie entwarfen ein Strategiekonzept.
Der Ablauf
Die Teams haben sich während des Planspiels im Prinzip selbst organisiert. Dadurch, dass das Seminar ortsunabhängig war, gab es mehr Flexibilität, wie und wann sich die Gruppen zu ihren Entscheidungen treffen konnten. Jegliche Entscheidungen mussten in einem Wiki dokumentiert und mit Argumenten begründet werden.
Professor Kirch ermutigte seine Studierenden stets, ein wenig auf Risiko zu gehen. Frei nach dem Motto “Wer nicht wagt, der nicht gewinnt” sollten sich die Studierenden in ihren Entscheidungen ausprobieren, um den Lerneffekt so groß wie möglich zu machen. Leider gingen zwei Teams pleite – konnten aber mit einem Sanierungsplan und einer Investition wieder ins Spiel zurück kehren.
Nach der letzten Periode folgte eine Reflexionsrunde. Jedes Team sollte berichten, was gut geklappt hat oder welche Konflikte möglicherweise aufkamen. Das Planspiel wurde auch bewertet: Gut ein Drittel zählte die anfänglich erarbeitete Umwelt- und Marktanalyse, auch die zweite Zusatzaufgabe und die Dokumentation flossen in die Note ein. Zudem zählte der Planspielerfolg zu einem kleinen Teil. Dieser setzte sich aus mehreren Faktoren zusammen, unter anderem Umsatz, Marktposition, Eigenkapitalquote und Aktienkurs.
Feedback
Im Großen und Ganzen lief das Planspielseminar im Online-Modus während des Lockdowns sehr gut. Die dadurch vorhandene Zeit wurde vonseiten der Studierenden sehr ausgiebig für das Planspiel genutzt. Positiv war, dass sie sich durch das Spiel anschaulich mit betrieblichen Zahlen beschäftigen und sich mit den theoretischen Inhalten gebündelt und übergreifend auseinandersetzen konnten. Dies wurde auch durch das im Nachhinein anonym durchgeführte Feedback der Studierenden bestätigt.
Ein Tipp von Professor Kirch: Vorbereitung ist das A und O. Man muss stets einen Modus finden, wie man sich trotz Distance Learning mit den Teams auseinandersetzen kann. Durch beispielsweise Extra-Termine lassen sich manche Konflikte, die man sonst nicht mitbekommt, einfacher lösen. Auch eine Umwelt- und Marktanalyse würde er allen Seminarleitungen empfehlen, um die Studierenden auf den Markt und das Geschehen vorzubereiten.
Wir bedanken uns recht herzlich bei Professor Kirch für den spannenden Einblick in das Planspielkonzept und freuen uns auf weitere Einsätze in der Zukunft!